Seit Jahren warnen Umweltschützer vor einem Bienensterben und machen mit aufwendigen PR-Aktionen darauf aufmerksam. Doch es gibt ein Missverständnis: Honigbienen sind nicht gefährdet.
Am 20. Mai ist Weltbienentag. Bereits im Vorfeld haben Umweltschützer mit Pressemitteilungen und PR-Aktionen auf die Bedeutung der Insekten aufmerksam gemacht. Wie wichtig Bienen sind, sollte Anfang der Woche etwa eine PR-Aktion eines Supermarkts in Hannover zeigen. Er räumte Produkte aus den Regalen, die es ohne Bestäubung nicht gäbe: Äpfel, Kaffee, Schokolade, Orangensaft. 60 Prozent des Angebots verschwand.
Wer in sozialen Medien las, konnte den Eindruck gewinnen, in ein paar Jahren gäbe es wegen des Bienensterbens keine Lebensmittel mehr. Doch es lohnt sich ein Blick auf die Details.
Keine Frage: Die Bestäubung von Pflanzen ist wichtig für Mensch und Umwelt. Ungefähr 70 Prozent der rund 150 wichtigsten Nutzpflanzen weltweit profitierten laut Expertenangaben davon. Die Aktion im Supermarkt stellte dennoch kein realistisches Szenario dar.
Bienen sind längst nicht die einzigen Bestäuber. Auch Fliegen, Wespen, Käfer, Schmetterlinge und Motten tragen Pollen von Blüte zu Blüte. Außerdem sind nicht alle Bienenarten zugleich bedroht. So verschwand auch mindestens ein Produkt aus dem Regal, das gar nicht gefährdet ist: Honig.
Am Pfingstsonntag war Weltbienentag. Zu diesem Anlaß hat der Westdeutsche Rundfunk (WDR) einen Bericht über die Gefährdung der Bienen ausgestrahlt, den Sie noch eine Zeit lang in der Videothek ansehen können. Ein lohnenswerter Besuch…
In Deutschland sind mittlerweile 197 Wildbienen gefährdet, 31 Arten sind vom Aussterben bedroht. Nicht ohne Grund ist der Pfingstsonntag (2018) auch Weltbienentag.
Ökologische Bedeutung der Insekten ist immens. Aber die Population ist gesunken. Imkerverein Wattenscheid bereitet sich auf neue Honigernte vor.
Wattenscheid. Ökologische Bedeutung der Insekten ist immens. Aber die Population ist gesunken. Imkerverein Wattenscheid bereitet sich auf neue Honigernte vor.
Stetiges Summen, vielbevölkerter Luftraum: „Die müssen sich jetzt erst einmal einfliegen“, informiert Gerd Bücher (69) mit Blick auf die emsigen Insekten. Zwei frische Ableger bieten seit Montagabend Bienenvölkern eine neue Heimat auf dem Stand „Auf’m Kamp“.
Idyllisch gelegen zwischen der Kleingartenanlage „Fröhliche Morgensonne“ und weiten Feldern sind dort abertausende Honigproduzenten im Namen des Imkervereins Wattenscheid e.V. unterwegs, bilden ihre Staaten, ernähren Königinnen, sammeln Nektar und bestäuben dabei die Pflanzen der Umgebung.
Schnelle Bewegungen vermeiden
„Im Auftrag der Natur“ steht auf Gerd Büchers T-Shirt. Während er die Waben in aller Ruhe überprüft, überträgt sich seine Gelassenheit auf die nützlichen Insekten. Ein wichtiger Punkt, wie Imker-Kollege Roland Marzin (60) berichtet: „Anfangs machen viele den Fehler, die Bienen durch schnelle Bewegungen zu reizen.“ Auch zu viel Parfüm oder starker Schweißgeruch wirken sich negativ aus. Imker Paul Zimmermann (59): „Zur Beruhigung benutzen wir zum Beispiel Wasserspritzen mit Lavendelöl und Rauchwerkzeug.“
Honig herstellen
Letzteres erinnere die Bienen an einen Waldbrand und aktiviert deren „Notfallverhalten“, so Zimmermann weiter: „Sie ziehen sich zurück, saugen sich mit Honig voll und sind bereit, mit der Königin vor der vermeintlichen Gefahr zu flüchten.“ In dieser Zeit kann das zähflüssige süße „Gold“ aus den Waben schonend geerntet werden. Ein arbeitsreicher Prozess, der in den nächsten Tagen wieder bevorsteht, ergänzt Bücher. Schleudern, Rühren und natürlich Säubern sind nötig, um Honig herzustellen.
Der Imkerverein Wattenscheid selbst sei „gut aufgestellt“, sagt Bücher: „Wir haben 33 Mitglieder, davon 15, die in Wattenscheid und der Umgebung aktiv sind. Das ,Gros’ liegt in der Altersklasse zwischen 20 und 40 Jahren.“
Bestäubende Insekten sind immens wichtig
Bücher betreut und pflegt bereits seit 1975 seine eigenen Bienenvölker, die je Stamm bis zu 40 000 Insekten zählen: „Als ich meine Frau kennengelernt habe, hatte mein Schwiegervater ein großes Grundstück mit vielen Bäumen im Garten, die zwar immer schön blühten, aber nichts einbrachten.“ Es fehlten die Bienen, die Bücher nach einer Lehrzeit im Imkerverein fortan selbst züchtete. Einmal mehr ein Beweis für die große ökologische Bedeutung, die den bestäubenden Insekten zukommt.
Bienensterben ist großes Thema
So wird auch das viel zitierte Bienensterben bei den Wattenscheidern thematisiert. Bücher muss berichten: „Wir hatten in diesem Winter einen Verlust von über 30 Prozent unserer Population.“ Dazu habe unter anderem das Wetter beigetragen. Auch die „Varroamilbe“ stellt eine Gefahr dar.
Zudem spricht der Imker Forschungen an, die auf Spritzmittel auf den Pflanzen hindeuten, die zwar allein genommen „bienenfreundlich sein sollen, in der Kombination jedoch eine Gefährdung darstellen könnten. Amtlich festgestellt ist es jedoch noch nicht und es wird weiter geforscht“, so Bücher.
Honig aus Wattenscheider Produktion
bietet Gerd Bücher wieder am Freitag, 11. Mai, an seinem Stand während
des Wochenmarktes auf dem Alten Markt an. Aktuell verkauft er
Sommerhonig aus 2017: „Mit den neuen Sorten rechne ich in zwei bis drei
Wochen“. Ein Glas kostet inkl. Pfand 6,50 Euro.
Wer Interesse an der Imkerei hat oder einen Bienenschaukasten und
ein Feuchtbiotop besichtigen möchte, kann montags bis freitags zwischen
9 und 16 Uhr Kontakt zu Gerd Bücher aufnehmen unter Tel. 0173/2 84 24
54. Absprachen sind auch per E-Mail an info@buechers-bienen-shop.de
möglich.